Eine vielfältige Gemeinschaft

125 Jahre Feuerwehrkapelle

Die Musik und die Gemeinschaft waren immer Antrieb und Leidenschaft der Feuerwehrkapelle Riesenbeck, die in diesem Jahr seit 125 Jahren besteht. Und sie sollen es auch weiterhin bleiben.

Die Feuerwehrkapelle im Jahr 2023
Die Feuerwehrkapelle im Jahr 2023

Die Feuerwehrkapelle Riesenbeck feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen, zusammen mit dem Löschzug Riesenbeck, dem Junggesellenschützenverein Riesenbeck (beide 125 Jahre), dem DRK-Ortsverein Riesenbeck (160 Jahre) und dem Heimatverein Riesenbeck (100 Jahre). Im April dieses Jahres werden diverse Veranstaltungen stattfinden, um diese Jubiläen gebührend zu feiern. Die Chronik der Feuerwehrkapelle hat Jannis Verlage zusammengetragen:

Als sich im Jahr 1899 eine kleine Gruppe von nur 14 Männern zusammenfand, um eine Blaskapelle zu gründen, ahnte wohl niemand, was mal aus dieser entstehen würde. Die Anfänge waren mühsam, da viele der Gründungsmitglieder im wahrsten Sinne des Wortes von „Tuten und Blasen“ keine Ahnung hatten. Doch mit dem engagierten Einsatz von Musikern wie Wilhelm Gertzen und Hermann Bartsch begann die Kapelle langsam, aber stetig zu wachsen.

Die Feuerwehrkapelle Riesenbeck im Jahr 1899
Die Feuerwehrkapelle Riesenbeck im Jahr ihrer Gründung 1899
gemeinsam mit der Feuerwehr Riesenbeck.

Der erste Übungsraum, eine Werkstatt von Schreinermeister Hubert Gröver, war zwar etwas außerhalb des Ortes gelegen, bot aber eine optimale Gelegenheit, da es auf den einen oder anderen schiefen Ton nicht ankam. Da sich die Notenbeschaffung für die junge Musikgruppe als schwierig erwies, wurde kurzerhand die Orgelpartitur umgeschrieben, sodass man sich schon bald auf ersten Veranstaltungen wie Prozessionen präsentieren konnte. Die Auftritte in der Öffentlichkeit sorgten für Aufsehen in der Bevölkerung, sodass sich bald weitere Männer der Feuerwehrkapelle anschlossen.

Musiker als Soldaten eingezogen

Durch den Ersten Weltkrieg existierte die Kapelle für eine Zeit nur auf dem Papier. In den Jahren danach erweiterte sich das Repertoire der Kapelle und unter der Leitung von Leo Niermann und später Clemens Jostmeyer blühte sie auf. Doch der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sorgte erneut dafür, dass der musikalische Betrieb der Feuerwehrkapelle zunächst nicht fortgeführt werden konnte. Einige der Musiker wurden als Soldaten eingezogen, drei Kameraden kehrten aus diesem sinnlosen Völkerringen nicht wieder zurück.

Nach dem Kriegsende im Jahr 1949 war es das erklärte Ziel, die Kapellenarbeit wiederzubeleben. Eine Tanzkapelle wurde gegründet, um Geld für neue Instrumente und Noten zu verdienen. Die Kapelle wurde zu einem festen Bestandteil der regionalen Feierlichkeiten und die zahlreichen Auftritte füllten nicht nur die Kasse, sondern förderten auch die Kameradschaft in diesem neuen Zeitabschnitt der Feuerwehrkapelle.

Neue Band „The Fire Boys“

Die 1950er Jahre brachten Veränderungen mit sich, als Clemens Jostmeyer den Taktstock aus gesundheitlichen Gründen an Antonius Niermann abgab. Zudem sorgte die fortschreitende Technik dafür, dass bei Feierlichkeiten immer mehr auf „Musik aus der Konserve“ gesetzt und Tanzkapellen von der Bühne verdrängt wurden. Als Reaktion darauf gründeten ein paar junge Musiker aus den eigenen Reihen eine Band mit dem Namen „The Fire Boys“, welchen man diesen Bereich gerne überließ.

Die "Fire Boys" in den 1960er-Jahren
Die „Fire Boys“ in den 1960er-Jahren

Doch die Blaskapelle blieb aktiv und sorgte weiterhin für musikalische Begleitung bei verschiedenen Anlässen.

Die Feuerwehrkapelle im Jahr 1974
Die Feuerwehrkapelle im Jahr 1974

Im Jahr 1976 öffnete sich die Kapelle schließlich auch für Frauen, was zu einem erneuten Aufschwung führte. Zu dieser Zeit wurde die Feuerwehrkapelle als Verein weiter professionalisiert. So wurde beispielsweise eine Satzung aufgestellt, in welcher Vorstandszusammensetzungen und weitere organisatorische Dinge geregelt wurden. Die Mitgliederzahl wuchs stetig und das Engagement von Musikern wie Antonius Achtermann und Antonius Niermann trug wesentlich zur Ausbildung und Integration von weiterem musikalischen Nachwuchs in das Orchester bei.

Dirigentenamt nach 40 Jahren weitergegeben

Die 1990er Jahre waren geprägt von einem Wechsel an der Spitze der Kapelle, als Antonius Niermann nach 40 Jahren das Dirigentenamt an Hubertus Rohlmann übergab. Zugleich trat eine Fülle junger Musikerinnen und Musiker der Kapelle bei. Zu ihrer Blütezeit hatten etwa zwanzig junge Menschen den Wunsch, ein Musikinstrument zu erlernen. Dank der Ausbildung durch erfahrene Mitglieder der Kapelle wurden sie rasch befähigt, sich dem Orchester anzuschließen.

Das 100-jährige Bestehen im Jahr 1999 wurde mit einem besonderen Konzert gefeiert, das die Geschichte und die musikalischen Höhepunkte der Kapelle würdigte. Zusammen mit drei weiteren Jubiläumsvereinen feierte man gemeinsam an einigen Veranstaltungstagen im Rahmen einer großen Festwoche.

Die Feuerwehrkapelle im Jahr 1999
Die Feuerwehrkapelle im Jahr 1999

Bis 1976 bestand die Feuerwehrkapelle ausschließlich aus männlichen Mitgliedern. Doch bereits im Jahr 1999 war das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Mitgliedern ausgeglichen.

Die folgenden Jahre brachten weitere Veränderungen durch Dirigentenwechsel mit sich, aber auch eine Vielzahl von musikalischen Veranstaltungen, die die Kapelle zu einem festen Bestandteil des kulturellen Lebens in Riesenbeck machten. Im Jahr 2003 übernahm Annegret Berger den Dirigentenposten von Hubertus Rohlmann und brachte einen frischen Wind in das Orchester. Ihre Erfahrung als Musikerin bei der Bundeswehr verlieh ihrer Arbeit eine besondere Note und inspirierte die Kapelle mit neuen Ideen. Unter ihrer Leitung wurden die Jahreskonzerte im Bürgerhaus in Ibbenbüren und die Adventskonzerte in der Kirche in Riesenbeck zu abwechslungsreichen Ereignissen, die das Publikum begeisterten.

Als Annegret Berger aus gesundheitlichen Gründen die Funktion als Dirigentin abgeben musste, übernahm 2013 Christian Palauneck die musikalische Leitung. Im Jahr 2015 übernahm Kay Grabowski das Dirigat der Feuerwehrkapelle Riesenbeck. Wie seine beiden Vorgänger ist auch er ein Berufsmusiker bei der Bundeswehr und brachte seine reiche Erfahrung und sein Talent in die Kapelle ein. Unter seiner Leitung wagte die Kapelle eine musikalische Reise nach Amerika, die das Publikum mit einer mitreißenden Mischung aus deutschen und amerikanischen Konzertstücken begeisterte. Das abschließende Stück, begleitet von einem professionellen Bühnenfeuerwerk, wird sicherlich lange in Erinnerung bleiben.

2017 kehrte Annegret Berger schließlich in ihre Rolle als Dirigentin zurück. Über die Jahre folgten viele weitere Auftritte in denen traditionelle Blasmusik mit neuen Stilrichtungen kombiniert wurden. Im Jahr 2024 feiert die Feuerwehrkapelle Riesenbeck in Verbindung mit vier weiteren Vereinen stolz ihr 125-jähriges Bestehen unter dem Motto „Zukunft braucht Vergangenheit“.

Vielfalt der Gemeinschaft

Mit insgesamt 90 aktiven, passiven, fördernden und Ehrenmitgliedern bildet die Feuerwehrkapelle eine lebendige Gemeinschaft, die die Traditionen und Werte ihrer Vorfahren hochhält. Ein bemerkenswertes Merkmal in Anbetracht der Geschichte der Kapelle ist das überwiegende Verhältnis von Frauen zu Männern unter den aktiven Mitgliedern, was die Vielfalt der Gemeinschaft widerspiegelt.

Zudem spannt sich unter den aktiven Musikern ein beeindruckendes Altersspektrum: Das jüngste Mitglied ist gerade einmal 13 Jahre alt, während das älteste Mitglied stolze 73 Jahre zählt.

Dennoch bringt die heutige Zeit auch ihre Herausforderungen mit sich. Die Gewinnung und Ausbildung von Nachwuchs gestaltet sich zunehmend schwieriger, da Schüler durch längere Schulzeiten weniger Zeit für außerschulische Aktivitäten haben und sich teilweise generell für ein Hobby entscheiden müssen. Die steigenden Anforderungen im Beruf machen es ebenfalls herausfordernder, aktive Vereinsarbeit und Familie in Einklang zu bringen.

Was einst mit einer kleinen Gruppe von 14 Musikern begann, hat sich über die Jahre zu einem modernen Blasorchester mit vielen jungen Mitgliedern entwickelt. Die Musik und die Gemeinschaft bleiben Antrieb und Leidenschaft. Eines eint die Musiker und Musikerinnen seit jeher in einem gemeinsamen Ziel: Die Gemeinschaft stärken und Freude durch Musik in Riesenbeck und über die Grenzen hinaus zu verteilen.


Dieser Artikel ist ebenso am Donnerstag, 11. April 2024, in der Ibbenbürener Volkszeitung IVZ unter der Rubrik „Hörstel“ erschienen.