Die Geschichte der Feuerwehrkapelle

Gründung und erste Jahre: 1899 – 1932

Aus den ersten Jahren der Feuerwehrkapelle Riesenbeck sind leider nur spärliche Aufzeichnungen vorhanden, jedoch bildet die Kapelle seit jeher eine echte Gemeinschaft mit einer oft jahrzehntelangen Zugehörigkeit der Musiker, so dass durch mündliche Überlieferungen, die im Jahre 1969 zum 70-jährigen Bestehen in Form einer Festzeitschrift festgehalten wurden, die Entwicklung der Kapelle auch heute noch gut bekannt ist.

Alten Aufzeichnungen – insbesondere der St.-Johanni-Bruderschaft – ist zu entnehmen, dass es im 19. Jahrhundert in Riesenbeck um die Blasmusik schlecht bestellt war. Zu Schützenfesten und geselligen Veranstaltungen mussten die Musiker von weither geholt werden und da es kaum ein Verkehrsmittel gab, dauerte der Hin- und Rückweg oft länger als das Musizieren. Es gab erhebliche Schwierigkeiten und auch der finanzielle Aufwand für die auswärtigen Musiker war beträchtlich. Wen will es da verwundern, dass dieser ,,musikantenlose“ Zustand den Riesenbecker Bürgern nicht gefiel. Stimmen wurden laut, in Riesenbeck ein eigenes Blasorchester zu gründen.

Bestrebungen der Riesenbecker Junggesellen zur Gründung eines Schützenvereins führten dazu, dass der damalige Amtmann Göpfert die Genehmigung mit der Auflage verband, auch eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. In der Gründungsversammlung der Feuerwehr erreichte Amtmann Göpfert sogar noch mehr. Vier Riesenbecker Bürger – Theodor Gröver, Karl Gröver, August Lindenschmidt und Josef Lindenschmidt – waren bereit, dem musikantenlosen Zustand in Riesenbeck ein Ende zu Bereiten. Dieses Quartett, bei dem sich zwei Mitglieder die „musikalischen Sporen“ bereits beim Militär verdient hatten, bildete den Grundstock zum späteren Bläserchor. Somit hatte die Geburtsstunde der Blaskapelle innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr Riesenbeck geschlagen.



Aus den ersten Aufzeichnungen der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr ist zu schließen, dass sich zunächst ein kleiner Spielmannszug gebildet haben muss, der von Amtmann Göpfert eifrig gefördert wurde. Man stößt auf Aufzeichnungen, in denen gelegentlich von Flötisten, Trommlern oder Tambours gesprochen wird. Der Anfang war gemacht, die Feuerwehrkapelle bestand, aber sie war noch kein Bläserchor, was nach wie vor energisch angestrebt wurde.

Dies änderte sich am 1. Oktober 1900, als der Lehrer Wilhelm Gertzen sein Amt als Schulleiter in Birgte antrat. Da der Anklang in der Riesenbecker Bevölkerung mittlerweile schon recht groß war und viele Bürger ihre Liebe zur Blasmusik entdeckten und an ihr persönlichen Anteil haben wollten, gelang es Gertzen, eine Musikergemeinschaft aus folgenden Männern um sich zu versammeln: Bernhard Schürmann, Clemens Middendorf, Josef Dierkes, August Pelster, Georg Storck, Hubert Gröver, Albert Gröver, Hermann Bartsch, Josef Bannig, Clemens Sundermann, Clemens Brüggemeyer, Franz Büker und Albert Verlage-Weßmöller. Einschließlich Kapellmeister waren jetzt also 14 Mann zusammen, die gemeinsam an eine schwere Aufgabe herangingen.



Mit Wilhelm Gertzen wurde der Grundstein für die weitere Entwicklung des Musikvereins gelegt. Er blies selbst die Trompete und wurde aufgrund seiner musikalischen Kenntnisse erster Kapellmeister der Feuerwehrkapelle Riesenbeck. Als Kapellmeister hatte man zusätzlich alle verfügbaren Ämter, wie 1. Vorsitzender, Schriftführer, Dirigent und Ausbilder inne.

Sonst brachte niemand die technischen Voraussetzungen für die Beherrschung eines Blasinstrumentes mit. Mit den Notenkenntnissen war es noch schlechter bestellt, denn hierin kannte sich lediglich Hermann Bartsch aus. Im wahrsten Sinne des Wortes hatten die meisten Musiker also „von Tuten und Blasen“ keine Ahnung. Und wer da glaubt, man brauche ein Blasinstrument nur an die Lippen zu setzen und kräftig hineinzupusten um ihm perlende Töne zu entlocken, der irrt sich sehr. Es bedarf vieler harter Proben und dauernder Ansatzübungen um ein Blasinstrument einigermaßen beherrschen zu können. Aus diesen Tatsachen lässt sich leicht entnehmen, welche Last sich die Musiker um Wilhelm Gertzen aufgebürdet hatten. Unverzagt ging man an die Lösung der Aufgabe heran. Als Übungslokal stand die Werkstatt des Schreinermeisters Hubert Gröver zur Verfügung. Sie lag nicht unmittelbar im Dorf, und so kam es auf einen ,,schrägen Ton“ mehr oder weniger nicht an. Mit viel Ehrgeiz und Engagement erlernten die Musiker somit die musikalischen Grundlagen für ihren weiteren Werdegang.

Der erste Erfolg sollte sich bereits nach einem Jahr, ausgefüllt mit Notenlernen und intensiven Ansatzübungen, einstellen. Das Ziel war die musikalische Mitgestaltung der Prozession in Riesenbeck. Es traten jedoch Schwierigkeiten bei der Notenbeschaffung für die Kirchenlieder auf. Doch auch dieses Problem konnte durch den selbstlosen Einsatz von Wilhelm Gertzen, ohne den der Blaskapelle sicher ein schnelles Ende beschieden gewesen wäre, bewältigt werden. Denn kurzerhand schrieb er die Partitur des Orgelbuches für die Blasmusik um. Die Feuerwehrkapelle stellte sich somit erstmalig der Öffentlichkeit vor und trug zur feierlichen Gestaltung der Prozession bei.

Motiviert durch derartige Auftritte nahm die Bevölkerung regen Anteil an der Entwicklung der Musikergemeinschaft. So kamen bald neue Mitglieder hinzu, die den Klangkörper des Orchesters erweiterten: August Stockmann, Heinrich Strotmann, Clemens Lütkemeyer, Josef Egbert und Julius Verlage.



Der erste Weltkrieg schlug tiefe Wunden in die Gemeinschaft der Musiker und die Kapelle existierte während dieser Zeit nur noch auf dem Papier. Doch schon unmittelbar nach Kriegsende wurde die Probenarbeit, jetzt im Hause Bartsch, wieder aufgenommen. Als Ergänzung zur Blasmusik hielt nun auch die Streichmusik, besonders auf Tanzveranstaltungen, Einzug in die Kapelle.

Viele Jahre leitete Wilhelm Gertzen die Geschicke der Kapelle und bildete sie zu einem beachtlichen Klangkörper heran. Als er im Jahr 1920 den Taktstock aus der Hand legte um ihn in jüngere Hände zu übergeben, übernahm Georg Storck die Leitung des Orchesters.



In Georg Storck fanden die Musiker einen würdigen Nachfolger ihres ersten Kapellmeisters. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Vereins und hatte somit von Anfang an in der Kapelle mitgewirkt. Seines Zeichens 1. Trompeter hatte er sich durch seine besonderen musikalischen Fähigkeiten hervorgetan. Er verstand es ausgezeichnet, das Orchester während seiner Amtszeit zu einer fest verschworenen Gemeinschaft zusammenzuschweißen, in der die Kameradschaft, neben der Pflege der Blasmusik, oberstes Gebot der Bläser war.

Im Jahr 1924 konnte man auf das erste Jubiläum zurückblicken. Seit mittlerweile 25 Jahren existierte die Feuerwehrkapelle, weiterhin nicht als eigenständiger Verein, sondern als Teil innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr.



Im Laufe der Jahre schieden einige Mitglieder der ersten Stunde aus Altersgründen aus der aktiven Musikergemeinschaft aus. Doch es kamen immer wieder neue Mitglieder hinzu, so dass der Klangkörper der Bläser relativ konstant gehalten werden konnte. Hinzugekommen waren: August Jostmeier, Josef Michel, Leo Niermann, Albert Runde, Josef Verlage, Josef Stockmann, Josef Achtermann, Franz Windoffer, Clemens Brüggemeyer jun., Josef Wallmeyer, Clemens Bußmann, August Bußmann und Bernhard Jostmeier.



Mit dem Jahre 1930 verlegte man die Proben in das Haus Windoffer und Georg Storck leitete weiterhin die Geschicke der Musikergemeinschaft. Dies änderte sich jedoch wenige Jahre später auf der Generalversammlung der Musiker im Jahre 1933, als er sein Amt aus Altersgründen in jüngere Hände gab.