1949 – 1974: Wiederbelebung nach dem Krieg
Die erste Aufzeichnung im Protokollbuch nach dem zweiten Weltkrieg datiert vom 15. Februar 1949: ,,Zweck der Versammlung war es, die Kapelle, die durch die Folgen des Krieges zum Erliegen gekommen war, wieder aufzurütteln“. Der frühere Kapellmeister Clemens Jostmeier wurde einstimmig in seinem Amt bestätigt. Leo Niermann und August Jostmeier führten ihre Arbeit in der Geschäftsführung weiter. Zum Schriftführer und Kassierer wurde Franz Windoffer gewählt.
Unter der Leitung dieses bewährten Vorstandes begann man mit dem Wiederaufbau der Kapelle. Folgende Mitglieder bildeten das Gerüst dieses Neuanfangs:
Besonders der Aufbau einer Tanzkapelle wurde mit großem Nachdruck vorangetrieben. Bei kulturellen Veranstaltungen, beim Osterfeuer, den Prozessionen und den Wallfahrten wirkte man nach wie vor kostenlos mit. Da die Unterhaltung eines Blasorchesters jedoch einige finanzielle Mittel erfordert, konnte durch die Tanzkapelle ein Teil der Unkosten gedeckt werden. Die guten Kontakte zu auswärtigen Vereinen führten oftmals dazu, dass die Tanzkapelle mehrere Tage hintereinander unterwegs war. Ob in Recke, Steinbeck, Mettingen oder Dickenberg, auf vielen Hochzeiten und Schützenfesten, sorgte die Tanzkapelle für gute Laune durch ihre Musik. Die Wege dorthin wurden meist zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt, was zu dieser Zeit jedem selbstverständlich schien.
Bereits ein Jahr nach der Wiedergeburt des Musikvereins wurden erste Erfolge auf der Generalversammlung 1949 sichtbar. Der Schriftführer konnte von 97 musikalischen Einsätzen auf Festlichkeiten berichten. Da durch diese Vielzahl an Auftritten auch ein positiver Kassenbestand vorhanden war, beschloss man das 50-jährige Bestehen der Feuerwehrkapelle Riesenbeck im großen Rahmen zu feiern.
,,Blasen macht durstig“ ist kein leeres Sprichwort und wer schon für ein paar Stunden in ein Blasinstrument hineingepustet hat, wird dies sicher bestätigen. So bleibt es nicht aus, dass in den Jahresberichten auch hin und wieder einige feuchtfröhliche Begebenheiten festgehalten wurden. So heißt es zum Beispiel in dem Bericht über die Generalversammlung vom 20.11.1950 bei der Aussprache über die Jubilarehrung: ,,Da zu dieser Zeit dem in reichlichen Mengen vorhandenem Alkohol zugesprochen war sah man in dieser Angelegenheit nicht mehr ganz k1ar“. Klar blieb aber sicher der Chronist, der nicht ohne Schmunzeln diese Feststellung zu Papier brachte, um sie der Nachwelt zu erhalten.
Im Jahre 1954 übergab der Kapellmeister Clemens Jostmeier aus Gesundheitsgründen das Amt in die jüngeren Hände von Antonius Niermann. Somit trat Tonius Niermann in die Fußstapfen seines Vaters Leo, der in dieser Zeit immer noch als Schriftführer und Kassierer im Vorstand des Musikvereins tätig war.
Im Laufe der Jahre wurde auch die Organisation der Kapelle weiter vorangetrieben. Auf der Generalversammlung am 19. November 1958 wurde eine Aufgabenteilung beschlossen. Antonius Achtermann übernahm das Amt des ersten Vorsitzenden, Kassierers und Schriftführers, während Antonius Niermann dem Orchester weiterhin als Dirigent vorstand.
Durch den immer mehr verbreiteten Einsatz technischer Hilfsmittel wurde das Blasorchester mehr und mehr von den Tanzveranstaltungen verbannt. Zwangsläufig setzte sich der Ausbau der Tanzkapelle weiter fort und zeigte große Fortschritte. Auf vielen Tanzveranstaltungen waren die jungen Musiker, die unter dem Namen „The Fire Boys“ bekannt wurden, unterwegs. Zu einem der Highlights dieser Tanzmusikanten gehörte sicherlich ein Auftritt aus dem Jahre 1969, wo man gemeinsam mit Carl Bay, bekannt aus Funk und Fernsehen, im Hotel Kerkhoff aufspielte.
Selbstverständlich gab man die wöchentlichen Übungen, jetzt im Hause Achtermann, nicht auf. Denn es gab doch immer wieder Gelegenheiten, bei denen ein Blasorchester auftrat. Was wäre zum Beispiel ein Schützenfest ohne schneidige Blasmusik?
Auf der Generalversammlung im November 1963 wurde Alfons Vaal zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Der bis dahin als 1. Vorsitzender tätige Antonius Achtermann übernahm das Amt des Geschäftsführers und Kassierers.
Die Generalversammlung am 19. Dezember 1970 brachte weitere Veränderungen mit sich. Antonius Achtermann bat darum, ihm vom Amt des Geschäftsführers zu entbinden. Neuer Geschäftsführer wurde Paul Windoffer.
Da man bestrebt war, junge Menschen für das Hobby Blasmusik zu begeistern und das Orchester weiter verjüngen wollte, regte Dirigent Antonius Niermann die Ernennung eines Jugendwartes an. Seine Aufgabe sollte es sein, das Interesse von Jugendlichen für ein Musikinstrument aufzugreifen, zu fördern und die Ausbildungsarbeit zu übernehmen. Dieser Vorschlag fand allgemeine Zustimmung und so wählte die Versammlung Franz Thalmann zum ersten Jugendwart der Feuerwehrkapelle Riesenbeck.
Die Arbeit des Jugendwartes trug bereits ein Jahr später die ersten Früchte. Sechs Jugendliche hatten den Weg zur Feuerwehrkapelle gefunden. Der 1. Vorsitzende Alfons Vaal zeigte sich besonders erfreut und lobte anerkennend die Arbeit von Franz Thalmann. Diese Entwicklung zeige, so Vaal, dass auch in der jungen Generation die Freude an der Blasmusik lebendig sei, und dass das Blasorchester der Feuerwehr in seinem Bemühen, in der Jugend die Liebe zur Blasmusik zu wecken, den rechten Weg eingeschlagen habe.
Anfang der 70er Jahre wurden die wöchentlichen Proben in die Gastwirtschaft „Zum Eulenfelsen“ abgehalten. Hier fand die Kapelle in Franz Grüter, der selbst schon aktiver Musiker war, einen Förderer und Gönner, der die Arbeit der Musiker unterstützte.
Im Jahre 1973 hatten die Musiker einen weiteren Trauerfall zu verzeichnen. So wurde der langjährige Schriftführer und Kassierer, der der Musikantengemeinschaft über 40 Jahre angehörte, aus der Kameradschaft der Feuerwehrkapelle gerissen.
Im Jubiläumsjahr 1974 zählte die Feuerwehrkapelle Riesenbeck 20 Mitglieder, die verschiedenen Altersgruppen angehörten. Die Freude an der Musik machten Generationsprobleme jedoch unbekannt und der Zusammenhalt zwischen den Mitgliedern war stets ein besonderes Gut. Wenn auch die Mitglieder der Feuerwehrkapelle nicht alle aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr Riesenbeck tätig waren, so blieb der Kontakt zur Feuerwehr doch immer erhalten, nicht zuletzt auch durch Brandmeister Alfons Vaal. Auch die Kontakte zu den anderen Riesenbecker Vereinen wurde stets gepflegt, besonders auch zum Heimatverein und zum Junggesellen Schützenverein, die ein gemeinsamer Weg durch die Geschichte der Vereine begleitet. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass sich diese vier Vereine dazu entschlossen, im Jahre 1974 ein großes Jubiläum in Form einer Festwoche zu veranstalten. Feuerwehrkapelle, Freiwillige Feuerwehr und Junggesellen Schützenverein konnten auf eine 75-jährige und der Heimatverein auf eine 50-jährige Geschichte zurückblicken. Selbstverständlich wurde dieses Jubiläum im Rahmen einer Festwoche gebührend gefeiert. Neue Uniformen boten während dieser Festwoche ein tolles Bild und die Mitglieder hatten sich somit selbst ein tolles Geschenk zum Jubiläum gemacht.
Ein persönliches Jubiläum konnte auch Antonius Niermann in diesem gebührenden Rahmen feiern. Denn er konnte auf 20-jährige Tätigkeit als Dirigent zurückblicken.
Auf eine 25jährige Zugehörigkeit zur Kapelle konnte Tonius Achtermann zurückblicken. Aus diesem Anlass wurde ihm traditionsgemäß ein Ständchen gebracht werden.
In der Festschrift von 1974 ist im Rückblick der Vereinsmitglieder zu lesen: „Zurückblickend bleibt zu sagen, dass es bei der Feuerwehrkapelle trotz einiger Rückschläge zu einer positiven Entwicklung gekommen ist. Denn die Mitglieder sind – wie ihre Vorgänger zur Gründerzeit – bestrebt, den Menschen durch die Blasmusik Freude zu schenken. Und wer sich nach des Tages Arbeit aufraffen kann, und den Weg zu dieser Gemeinschaft gefunden hat, der wird ihn nicht wieder verlassen.“