Instrument des Jahres: Für die Tuba braucht man eine Menge Luft

Die Tuba ist das „Instrument des Jahres“, so hat es der Deutsche Musikrat bestimmt. Aber für die Blasorchester ist es gar nicht so einfach, Tuba-Spieler zu gewinnen. Warum das so ist, erläutert Heinz Achtermann im Interview.

Der Deutsche Musikrat hat die Tuba zum „Instrument des Jahres“ bestimmt. „Ausgerechnet die Tuba“, mögen sich einige denken. Führt dieses große Blechinstrument in den Blasorchestern nicht eher ein Schattendasein? Heinz Achtermann muss es wissen. Seit mehr als 25 Jahren sorgt der 73-Jährige in der Feuerwehrkapelle Riesenbeck für die ganz tiefen Töne.

Wie haben Sie zur Tuba gefunden?

Seit 1967 spiele ich in der Feuerwehrkapelle Riesenbeck mit. Bis 1970 habe ich Trompete gespielt, bin dann auf Posaune umgestiegen. 1998 habe ich umgeschult auf Tuba. Die Tuba-Bläser waren uns damals ausgegangen, da suchte man jemanden, der Tuba spielt. Das hatte mich schon immer interessiert und war eine neue Herausforderung. Der fette seidige Klang der Tuba, der dunkle Sound, das hört sich gut an. Vielleicht liegt es ja auch an den Genen. Denn mein Vater, mein Onkel und mein Bruder haben auch Tuba gespielt.

Was bedeutete für Sie der Umstieg auf die Tuba?

Da war die Umstellung beim Notenlesen. Die Trompete ist im Violinschlüssel und die Tuba im Bassschlüssel notiert. Das A auf der Trompete ist ein C auf der Tuba. Außerdem hat die Trompete ein kleineres Mundstück und der Anpressdruck ist größer. Bei der Tuba braucht man sehr viel Luft und man hat eine andere Mundstellung. Trompete zu spielen, war vom Ansatz her allerdings anstrengender. Ich spiele die B-Tuba, das tiefste Metallblasinstrument.

Welche Stellung haben Tubisten im Orchester?

Die Tuba gibt es seit rund 200 Jahren. Damals suchte man für die Militärkapellen ein Instrument, das tief klingt. Man hört die Tuba recht gut durch. Sie ist ein begleitendes rhythmisches Instrument, das Fundament eines Blasorchesters. Ich persönlich bin mit Abstand der Älteste im Orchester, habe aber zu allen einen guten Kontakt, auch wenn ich als Tubist Einzelgänger bin.

Sie sind der einzige Tuba-Spieler?

Leider Gottes ja, mehr wäre besser. Aber viele Orchester haben damit zu kämpfen, dass sie keine Tuba-Spieler finden.

Woher kommt das?

Zum einen ist das Instrument sehr schwer zu tragen. Elfeinhalb Kilo – tragen Sie das mal bei kilometerlangen Festumzügen durch die Straßen! Die wird ja nicht wie ein Rucksack auf dem Rücken getragen, sondern vor dem Körper. Man muss dabei kerzengerade gehen, um das Gewicht auszugleichen. Seit jetzt zwei Jahren mache ich keine Straßenumzüge mehr, weil es für mich einfach zu schwer geworden ist. Man braucht viel Luft zum Blasen und dann noch das schwere Instrument – irgendwann lässt die Kraft im Alter nach. Meine Tuba lässt sich im Sitzen bei Konzerten aber gut spielen und es macht mir weiterhin noch viel Spaß, im Orchester dabei zu sein. Ein weiterer Grund ist sicherlich der hohe Anschaffungspreis, von neun- bis zehntausend Euro.

Haben Sie Ihre Tuba selber gekauft?

In unserem Orchester haben wir alle eigene Instrumente. Für meine Tuba habe ich seinerzeit 5300 Euro bezahlt. Da überlegt man sich so eine Investition schon.

Lassen sich junge Leute für die Tuba gewinnen?

Wohl eher nicht. Das sieht man bei uns und bei anderen Blasorchestern: Überall fehlen Tuba-Spieler. Junge Leute werden sagen: Ich spiele lieber Trompete, Saxophon oder Klarinette. Besonders Mädchen sind schwer für die Tuba zu begeistern. Dass jemand von sich aus sagt, ich fange auf Tuba an, das ist wie bei den Fagott-Spielern eher die Ausnahme.

Woran liegt das?

Eine Tuba gehört nicht zu den Lieblingsinstrumenten. Als Trompetenspieler lerne ich sofort Liedmelodien. Die Tuba ist eher ein rhythmisches Begleitinstrument. Viele spielen lieber eine Melodiestimme. Aber vielleicht ist das ja auch genau der Grund, warum die Tuba zum Instrument des Jahres bestimmt wurde.

Wie halten Sie Ihr Instrument so blitzeblank?

Mein Vater musste seine Tuba noch stundenlang putzen, damit sie sauber und glänzend blieb. Der Korpus ist nämlich aus Messing und das Mundstück aus Goldmessing, die Innenzüge sind aus Neusilber. Der Korpus ist heute klarlacklackiert. Seinerzeit war das nicht der Fall. Deshalb lief das Messing an (oxidierte) und man musste lange mit Tüchern und entsprechenden Pflegemitteln putzen. Gepflegt werden muss das Instrument natürlich auch heute noch, aber durch die Klarlacklackierung habe ich es heute einfacher.


Quelle:
Dieser Artikel ist am Samstag, 27. Januar 2024, in der Ibbenbürener Volkszeitung IVZ unter der Rubrik „Menschen und Meinungen“ erschienen.
Redakteur: Stephan Beermann